Live-Schalte zu Maria und Josef

Ein Fernsehsender berichtet live, die Nachricht­en­sprecherin schaltet zu zwei Repor­terinnen, die Passanten auf einem Mark­t­platz befragen. Das Publikum ist mitten­drin im Geschehen, als eine hochschwan­gere Frau und ihr Mann den Repor­terinnen berichten, dass sie eine Unterkunft für eine Nacht suchen. Es sind nicht irgendwelche Leute, die da im Fernsehen um Obdach bitten: Es sind Maria und Josef, die unter­wegs in Beth­lehem auf aller­hand ablehnende Blicke stoßen, bevor sie in einer Scheune endlich zur Ruhe kommen können. Das Publikum, es sind mehr als 300 Menschen, sitzt in der Chris­tuskirche und verfolgt gebannt die Live-Schalten zwis­chen Kanzel und Mittel­gang, Kirchen­schiff und Chorraum. 

Das von einer Nachricht­ensendung inspiri­erte Krip­pen­spiel haben 17 Kinder der aktuellen Chris­ten­lehre-Gruppe der evan­ge­lis­chen Chris­tus­ge­meinde einstudiert, darunter 13 Mädchen und Jungen der August-Hermann-Francke-Grund­schule und vier Kinder der Gymnasien, wie Mirjam Rein­both von der Chris­tus­ge­meinde berichtet. „Die Idee zum modernen Konzept hatten zwei Mädchen aus der sech­sten Klasse“, verrät sie. Das Feed­back auf das ungewöhn­liche Arrange­ment sei dabei durchweg positiv ausge­fallen. „Es wurde als erfrischend anders und sehr schön empfunden“, sagt sie.

Unter­stützt wurde Mirjam Rein­both tatkräftig von Birgit Tanzen, Jutta Keye und Ehren­traut Bruns bei den Proben mit den Kindern. „Sie haben auch einmal ohne mich mit den Kindern geprobt“, sagt sie. Und so gelang es mit viel Feinge­fühl und auch durch einfühlsame Worte vor dem Krip­pen­spiel so kurz nach der erschüt­ternden Amok­fahrt in Magde­burg eine zwar nach­den­kliche, aber doch im eigentlichen Wortsinn besinnliche Stim­mung aufzubauen. „Es war wichtig, dass wir den Menschen trotz allem ein weih­nachtliches Gefühl und auch Hoff­nung und Zuver­sicht mitgeben können“, so die Gemein­de­päd­a­gogin. Schließlich gehöre der Gottes­di­en­st­be­such zur Weih­nacht­stra­di­tion in den Fami­lien. „Es gibt ein Sehnen nach Frieden und Zusam­men­halt in der Welt. Und die Geburt Jesus gibt uns Hoff­nung auf eine bessere Welt.“ Am meisten habe sie berührt, dass auf die Kinder stets Verlass war, dass sie die Fürbitten gelesen und dass sie sich darauf haben einlassen können und sich in der Gruppe gut unter­stützt haben. „Das war einfach klasse“, sagt sie.

Text und Fotos: Julia Angelov